Beate Sandor: Kunstkartenbuch
"Die sieben Gebete"..
Geometrische Meditationen
Anlässlich ihrer Ausstellung im Palais Wittgenstein hat die Malerin
Beate Sandor ein Kunstkartenbuch mit einem Text von Peter Riedl im Verlag
Ursache & Wirkung herausgegeben, das den Titel "the seven prayers" trägt.
Ihre künstlerische Interpretation der sieben Erleuchtungsfaktoren des
buddhistischen Übungsweges bringen die lateinische Schrift des Westens
und die Meditationstechniken des Ostens in den Errungenschaften der Geometrie
als Praxis beider Welten zum Ausdruck. Ein komplexes Gebilde in den strahlenden
Farben Rot, Gelb, Blau, akzentuiert durch weiße Linien und schwarze
Flächen, ist das Ergebnis, das nach eingehender Betrachtung auch im
Abreißverfahren vom Breitformat zu einem kleinen Ringbuch geschmälert
werden darf. Die Karten dienen dann dem Verschicken oder Verteilen, Text
der Wegstationen in Gebetsform im Original und in Übersetzung auf der
Rückseite verkleinerter Abbildungen (mit allen Angaben zu den Bildern)
sowie der Katalogtext des Autors bleiben als gut aufzubewahrendes Relikt
bestehen.
Beate Sandor hat die komplexen Überlegungen, die auch ihre Bildwelt
prägen, auf diesen ausgefallenen Katalog übertragen und Fragen
von Nützbarkeit der Reproduktionstechnik gleich doppelt ironisiert.
Die jeweils drei Gebete zur Sonne und zum Mond stehen am Anfang und am Ende,
damit auch unsere westliche Gewohnheit von Tages- und Nachtablauf (und so
der Lauf der Zeit insgesamt) enthalten sind. Dazwischen liegen die Gebete
zur Erde, zum Feuer, zum Wind, der Lotus-Blume und zum gro§en Wasser, dem
Meer. Die Künstlerin liebt es, als Komposition Texte derart komplex
auf der Fläche der quadratischen Leinwand zu verschachteln, dass sie
fast unlesbar werden; dabei spielt wie in der Op-Art Form und Farbe in großem
Maß mit. Kreis, Sechseck und Spirale sind weitere mit dem im Mittelalter
als vornehmstes Instrument des Künstlers geltenden Zirkel gezogene
geometrische Figuren. Damit ist Geschichte der Kunst und Kunsttheorie einbezogen,
haben doch auch Leonardo und Dürer mit Konstruktionen dieser Art versucht,
der göttlichen Geometrie der Natur auf die Spur zu kommen. Magische
Quadratur des Kreises als "World Art".
Autor unbekannt