Künstlerinnen - Seilschaften:

Berlinerinnen und Wienerinnen pflegen ihre "Eigen-Art"


Hier ist Berlin, eine "Stadt, die wird". Da hinten ist Wien, Stadt "in Bewegung". Klingt gut. Zwei Metropolen also, die abgesehen von der gemeinsamen deutschen Sprache, vor allem eins verbindet - Jahrhundertchancen, soweit das Auge reicht. Sofern es nicht verstellt ist. Chancen auch für die Kunst, z.B. das Museumsquartier Wien, den Hamburger Bahnhof Berlin.

Aber die Wirklichkeit sieht nüchtern aus. Kein Geld, das wie ein warmer Regen niedergeht, und, was schlimmer ist, keine Visionen. Auch die Nähe des Ostens, mit seinem Improvisationstalent, vermochte nicht zu inspirieren. In diesem Klima des Abwartens ist es nicht leicht, jung zu sein, obendrein als Künstlerin. Da mag es gut sein, sich selbst zu helfen, Seilschaften zu bilden.

Sieben Künstlerinnen aus den beiden verunsicherten Hauptstädten haben das getan. Im August 1993 gründeten Ulrike Bernhard, Barbara Pipan, Gertrud Schaufler, Beate Sandor aus Wien gemeinsam mit Gika Witt, Susanne Rohnacher, Michaela Göltl aus Berlin - alle haben gerade ihr Studium beendet - den Künstlerinnenverein "Eigen-Art" Nomen est omen, die Künstlerinnen arbeiten in verschiedenen Medien, haben kein gemeinsames ästhetisches Credo.

Der Zweck ihres Zusammenschlusses ist vielmehr simpel: "Zusammenarbeit und gegenseitige Förderung". Und hierin haben die jungen Frauen schon einiges erreicht. Ein solider Katalog liegt vor, der von einer ganzen Anzahl Institutionen gefördert ist, man hat in Wien gemeinsam ausgestellt, zeigt sich jetzt in Berlin. Im Haus am Lützowplatz sind Arbeiten von Susanne Rohnacher, Ulrike Bernhard und Beate Sandor zu sehen. Um nicht als Künstlerinnengruppe dargestellt zu werden, sondern als Interessenverbund, stellen nicht immer alle Künstlerinnen gemeinsam aus, sondern in wechselnden Allianzen. Auch die Herkunftsorte sind nebensächlich. In der Ausstellung der Studiengalerie haben sich diejenigen Künstlerinnen zusammengetan, die innerhalb des Vereins mit den Medien Plastik und Malerei arbeiten. Rohnachers kleine Stelen aus Holz und Packpapier und Bernhards Bearbeiten der Majhaut des Bildes vermögen durchaus zu fesseln.

In Wien dagegen, im ersten Teil des Austauschprojektes, war das Schwergewicht auf die neuesten Medien gelegt. Man versucht eben, nach überallhin offen zu sein.

Andreas Quappe

Haus am Lützowplatz, Lützowplatz 9. Tiergarten; Di-So. 11- 18 Uhr
Ausstellungen bis 11.2. und 18.2.-10.3.


von links: Beate Sandor, Michaela Göltl, Gika Witt, Ulrike Bernhard, Barbara Pipan, Gertrud Schaufler, Susanne Rohnacher