circles 1997-2007

 

 

streetscapes seit 2012-

ist eine Erzählung eines Reisenden über das Leben auf der Straße, über Straßenkünstler. Das Straßenleben und das Leben auf der Straße wird zur realen Umgebung und gleichzeitig zu einer fiktiven Bühne des tagtäglichen Lebens, für viele der einzige Ort um auf verschiedenster Art und Weise zu überleben. Es geht um eine an den Rand gedrängte Subkultur, um Einsamkeit, trotz der umgebenden Menschenmenge. Es zeigt auch den Wunsch „jemand andere/r sein zu wollen“, um gesehen, akzeptiert und anerkannt zu werden. Es ist ein interaktives Gespräch über Vielfältigkeit zwischen Kunst, Künstler und Publikum; zwischen Bildern innerhalb des Bildes; die Entdeckung bei der Realisierung und der (An)Erkennung unserer Umgebung: die Straße, als offene Bühne des Lebens, wo auch immer wir sind.

 

photo(-)graphic 2012-

Großteils vom "zoom" Konzept ausgehend entwickelte und begann ich mit einer neuen Technik zu arbeiten. Die (von mir) so genannte (buchstäblich) „photo(-) graphic“ vereint sowohl das Digitale als auch das Manuale in sich. Meine eigenen Fotografien werden mit Bleistift-Zeichnungen ergänzt. Das original digitale Bild wird in 20x20cm ausgedruckten Blöcken aufgeteilt, in tausende von Pixeln verschiedener Größe aufgerastert. Bestimmte Teile des Bildes werden mit Bleistift gezeichnet. Jeder der 20x20 cm Blöcke wird mit der Hand bearbeitet, anschließend digitalisiert (eingescannt) und die einzelne Blöcke am Monitor wieder zusammengesetzt. Auf diese Art werden verschiedene Dimensionen auf eine homogene Fläche zusammengeführt. Das grossformatige (ein Stück) Bild wird auf Leinwand oder Aluminium gedruckt (limited edition/3er Auflage).

 

Mein Ziel ist, neue "zwischenräume" innerhalb des gleichen Bildes zu erzeugen. Diese Räume verwischen jeden Unterschied zwischen Tatsache und Erfindung, und fordern unsere Wahrnehmung für die (sur)Realität heraus. Während des Arbeitsprozeßes wird immer klarer, dass unsere Welt von diversen sozialen und kulturellen strukturbedingten Prameters beherrscht wird. Sie kann ohne Bilder nicht existieren, die wiederum zur befriedigung unserer intellektuellen und visuellen Neugierde für das "andere" dienen. Wir glauben und behaupten, dass wir diese Bilder kennen.. tun wir's wirklich?

 

zoom 2008/2011

Beate Sandor´s neues Konzept ist eine differenzierte Interpretation des Abstrakten Realismus in der modernen Kunstepoche. Kick off: die Abstraktion geht dem Realismus voran, ein entartetes Paradoxon wird zur Quelle der hervorgerufenen Metamorphose. Entfremdete, jedoch wahrheitsgetreue Abbildungen eines (vor)bestimmten Themenkreises, dessen eigentlicher Inhalt aus winzigen Pixel besteht, die sich selbständig von ihrer angedeuteten Geometrik zu "Nicht" Formen befreien, sich durch endlosen Farbabdruck vermehren um sich im Endeffekt in ein realistisches Bild umwandeln zu können. Es ist keine Flucht in die Realität, sondern die Verdeutlichung der komplexen Zusammenhänge und deren Gegenwirkung einer multipliziert malerischen, vielschichtigen, sowohl abstrakten als auch realistischen Außen– und Innenwelt, vom Detail bis zum Ganzen, welches wiederum nur ein Ausschnitt des Gesamten ist.

Ausgehend aus dem mehrfachen Zoomen eines digitalen Fotos löst sich das Bild, durch die Besänftigung der Technik in hunderte bis unendliche (je nach Bildgröße begrenzte) gezoomten Pixel auf, jedoch ohne seine reale Bedeutung auch nur für eine Sekunde zu verlieren. Man könnte meinen, dass diese Pixel Quadrate sind, — ob hier nur eine Umwandlung vom Kreis in das Quadrat stattgefunden hat? Dem muss man eindeutig widersprechen. Im vorhergehenden Konzept war der segmentierte Kreis völlig in sich geschlossen, bestimmend für die Grundstruktur eines Gemäldes. Das "Quadrat" dient hier einzig und allein als "Nicht" Form für die bildliche Darstellung. Kein Pixel ist exakt, auf die Perfektion wird der malerischen Umsetzung Zuliebe im Detail verzichtet, jedoch auf das Gesamtbild übertragen. Die Pixel sind das Geheimnis zur Öffnung des "Besser Sehens" und der Schlüssel zur bewussten Wahrnehmung des wiederkehrenden Wechselspiels: durch Distanz zur Nähe zu gelangen, bzw. gleichzeitig die Distanz zur Nähe zu bewahren.

Aus der Nähe betrachtet dominieren feinste Einzelheiten; das Detail drängt sich als Bild auf, das Sekundäre übernimmt die Primäre Funktion die zum kurzfristigen Verlust des eigentlichen Bildes führt, welches nur noch verschwommen im Unterbewusstsein der Erinnerung existiert. Es sind nur noch winzige, gezoomte Makro Ausschnitte übrig, die die Fläche der inneren Ebene füllen, die in Farben und Farbübergängen in sich leben und pulsieren. Zur Fokussierung der Wahrnehmung muss man sich vom Bild entfernen. Die Augen verlangen nach körperlicher Distanz, um das reale Bild richtig sehen zu können, daher fordert diese Technik einen realitätsbezogenen Themenkreis. Somit wird die Entfremdung der dargestellten, x–beliebigen Körper durch die Wiederholung der "Nicht" Formen und durch Zuordnung des jeweiligen sorgfältig, bewusst überlegten Tonwerte der Farben oder auch Nicht–Farben umgekehrt. Die physische Distanz zwischen Bild und Betrachter ist unerlässlich, um eine gedanklichen Nähe zum Bild herstellen zu können.

Die Bleistiftzeichnungen, Portraits von Charmaine Neville noch aus der "re: New Orleans" Serie, und die erste gemalte "zoom" Serie "one more rose" oder "a rose 2 c" ist nur der Anfang dieses in so viele Richtungen ausbaufähigen, thematisierbaren, viel versprechenden Projektes.




circles 1997 - 2007

In meiner konzeptuellen Malerei handelt es sich um die Reduktion auf eine einzige Form, den Kreis. Dieser, als Elementarform, liegt dem streng konzipierten Gemälden zugrunde. Einheitlich im quadratischen Format, entstehen irritierende Muster, den Rahmen fast überbordende Serien von Formen, die ursprünglich auf Variationen von miteinander verknüpften Kreisen beruhen. "Kreisnetz", sage ich zu der Grundstruktur, von der ausgehend die verschiedensten Formen zwischen aneinandergefügten Kreissegmenten entstehen. Deren weiße Umrißlinien wie Leerräume wirken - so, als sollten sie auf einen Abstand verweisen, der noch als Zeichen der Vereinzelung zwischen fast identen Elementen eines Bildes besteht.

Ich empfinde den Kreis auch symbolisch, etwa im Sinne der bei Platon erwähnten, mythischen Kugelmenschen, die von den Göttern zerschnitten werden und seitdem, einer Hälfte beraubt, über die Erde irren und ihr geliebtes Gegenstück suchen. Oder als Symbol der Vollkommenheit, das ich immer neu fragmentiere und dessen Fragmente ich wieder zusammensetze.

Die erneute Thematisierung bzw. neu Formatierung der Vollkommenheit brachte mich zur Entwicklung eines eigenen Systems innerhalb zerschnittener Kreise. Der Arbeitsprozeß besteht aus Fragmentierung der Kreise, eine zweidimensionale Visualisierung durch Metamorphose der ursprünglichen Formen. Die Grundstruktur eines Bildes ist einheitlich der sogenannte Kreisnetz, das durch den Kreis und dessen Vervielfältigung innerhalb eines Quadrats entsteht. Der Vervielfältigungsprozeß des Kreises findet auf vier Ebenen statt. Die Fortpflanzung ist variabel, jedoch durch den Umfang des Quadrates begrenzt (von 30x30 cm bis 180x180 cm).

Durch die faszinierende Tatsache inspiriert, daß das Geheimnis der Bildschriften der Ägypter und Mayas bis heute nicht vollständig entziffert werden konnte, beschloß ich eine eigene Formsprache zu entwickeln, meine eigene Hieroglyphen wo der Inhalt eines Bildes das Bild selbst bestimmt. Als ich das lateinische Alphabet in den Kreisnetz "hinein" sah, " ist es mir gelungen die Kreissegmente in Buchstaben zu verwandeln, die einzelne Buchstaben auf dem Kreisnetz beliebig zu bewegen, an,- unter,- über,- und nebeneinander zu ordnen, symmetrisch oder asymmetrisch zu versetzen, zu spiegeln, einander zu verdecken oder sie einfach nur miteinander zu ergänzen. Der visuelle Ausdruck der Schriftbilder wurde zur Darstellung einer nicht mehr lesbaren Textur, und gewann eine sonderbare Eigendynamik im System des Zufalls, die bildliche Darstellung des Geschriebenen, welches das Bild selbst bestimmt. Die Sprache wird bis zur Sprachlosigkeit auf (un)bekannten anders assozierbaren Elementen reduziert. Es entstehen eigene Zeichen, unentzifferbaren Hieroglyphen, die zunächst geordnet scheinen, deren Lesart subjektiv variabel ist, da das Gezeigte zwischen den Attributen "erkennbar", ähnlich zu " und "fremd", "nicht definierbar" balanciert. Es gibt hier Flächen, die an archaische Zeichen erinnern, andere ähneln Fischen, Vögeln, Blüten, verschiedenste Formationen in abstrachierten Darstellung. Diese Formen provozieren förmlich die Erinnerung an die Gegenwart und lassen Gedanken aufkommen, dass wir in einer Epoche Leben, in der (zumindest im Denken) die Grenzen zwischen Organischem und Künstlichem aufgehoben werden, wie die zwischen Natur und Technik, Kunst und Wissenschaft, Gegenstand und Abstraktion.

Der wesentlicher Bestandteil des künstlerischen Entstehungsprozeßes ist, daß reale Texte, Wortfragmente, ganze Wörter, und Textflusse wie z.B. auch ein ganzes Kapitel des Lotus Sutra in einer geometrischen wirkenden Struktur, auf Ebenen szeziert und neu visualisiert wird. Als jede einzelne Buchstabe nur ein Ausschnitt aus wesentlichen, einander widersprechenden und ergänzenden Elementen bestehenden Muster wäre. Nennen wir es Wahrnehmungsmuster. Einzelne Buchstaben sind eine Abstraktion von Endlichkeit, daraus resultierende Wörter, Sätze, Textflusse eine Abstraktion der Unendlichkeit. All das ist erst durch die Existenz der verschiedenen Sprachen gegeben. Das System ist in diesem Fall die Sprache, die Ordnung sind die Buchstaben nebeneinander gereiht mit empirischen Sinn gefüllt, bestimmt durch die Grammatik visuell dargestellt und abgegrenzt von der Systemumgebung, vom Hintergrund eines Bildes, vom Kreisnetz. Das Verhalten der Buchstaben zueinander ist unendlich variabel und nicht wirklich vorhersagbar. Sie verändern das Bild und gleichzeitig das bildliche System, indem sie fähig sind einen sekundären Text innerhalb eines Textes zu Erzeugen. Diese Zeichen sind unendliche Variationen auf nicht mehr länger als Text definierbaren Worte. Sie werden ihrer semantischen Bedeutung beraubt und können nicht mehr entziffert werden. Sie mutieren sich zu einer anderen Schriftform. Wie unter dem Mikroskop, wo kompakte Wesen, Dinge in Muster zerfallen, wird hier die Sprache so nah betrachtet, daß nur eine psychischer Textur wahrnehmbar wird. Aber diese Zerstörung der obersten Sprachschicht, legt auch eine neue, tiefere Bedeutung frei, die sich nur dann offenbart, wenn die gewohnte Bedeutungsbeimessung überwunden wird.

Der Arbeitsprozeß bis zum Entstehen eines Bildes ist äußerst komplex, er beinhaltet verschiedene Phasen, sowie die Animation der Buchstaben am Kreisnetz, die Entstehung einer Arbeitsfläche bestehend aus mehreren Ebenen; die ständige Suche nach neuer Verbindungen, Formen, Grenzen und Abgrenzungen, durch Zerstörung der Sprachschicht um die Unsichtbare Sichtbar zu machen, bis zum Stufenweise Reduzierung der Ebenen auf ein zweidimensionales Ergebnis.

Seit Ende 1996 arbeite ich an diesem von mir soganannten Kreis-Konzept, an der Grundlage meiner konzeptuellen Malerei und versuche es nicht nur technisch zu perfektionieren, sondern auch immer wieder thematisch neu zu entwickeln. Zwei Jahre lang befand ich mich auf einer reinen Formsuche innerhalb des Kreises. 1998 entwickelte ich das Kreissegment "Alphabet", seitdem "schreibe" ich meine Bilder und male parallel zu den verschiedensten Themen. 2001 beendete ich das Großprojekt "the seven prayers", sieben Gebete zu den Grundelementen, zudem ich ein ganzes Kapitel aus dem Lotus Sutra als neu visualisierten Text verwendet habe. 2002 kehrte ich zu dem Kreis als Grundform zurück und entwarf über den einzelnen Kreis hinausgehend die Kreiswelle in Unmengen von Variationen. 2003 griff ich auf das Thema "shadows" zurück und schrieb den Schatten innerhalb von Kreissegmenten sowie zwischen zwei-zwei Farben. Am besten lassen sich meine Bilder durch das "geschriebene" kennzeichen, jedes Bild hat den Titel seines eigenen Textes.

Keine dieser Themenprojekte, außer "the seven prayers", betrachte ich als abgeschlossen, da jedes neue Bild, das entsteht, unzählige Formvariationen in sich trägt. Zu dem verschiedenem Themen geschriebenen Bilder sind folgende zusätzliche "technische" Merkmale zu erkennen.


1997 circle in square - Der Anfang, reine Formsuche, Kreissegmente im Quadrat
1998-2001 the seven prayers neu Visualisierung des Textes des Lotus Sutra
1998 body in circle - menschlicher Körper, dargestellt durch Kreise
1998 circle-in-scription - positive und negative Formen eines Textes
1999 origami & signs - 9 Zeichen (Signs, Hyerogliphs) blockmäßig aufgeteilt
1999 in the black dimension - Assoziationen zu einem Filmnegativ
1999 4times mirror - 4fache Spiegelung, die absolute Symmetrie
2000 virtual lovers - Kaleidoskop, das negative Bild (Grafiken)
2000/2004 twins - jeweils 2 Variationen auf den selben Titel, Neuentstehung von Formen durch den unterschiedlichen Einsatz der weißen Umrißlinien.
2001-2003 shadows - 2fache Spiegelung + Reduzierung, Darstellung des Schattens innerhalb und in Zusamennhang von 2 bzw. 4 Farben
2002 circle wave, like the first circle - der zweigeteilter Kreis (wie Yin und Yang) über den einzelnen Kreis hinausgehend, die Enstehung der Kreiswellen
2005 between the lines - durch die Hervorhebung und Trennung der schwarzen Farbfläche wird die Symmetrie im Bild gebrochen.
2005-2006 point of view - diverse Variationen auf das physisch drehbare Bild.
2006-2007 "When The Saints.." - i. M. zu meiner verstorbenen Blues Musiker Freunde, an Willie Kent, Bonnie Lee. Peace!
2007 re: New Orleans - Überlagerung der Ebenen dargestellt durch komplementär Farben und durch sichtbare Spuren der Struktur.

das Kreis-Konzept ist beendet.